Neue Ausstellung: Frauen in der MeeresforschungUnter der Oberfläche – vielstimmiger Auftakt von „Breaking the Surface“
28. Juli 2025, von Thomas Merten

Foto: Miriam Frieß/UHH
Über 130 Gäste feierten die Eröffnung von „Breaking the Surface“. Die Foto-Ausstellung zeigt elf Wissenschaftlerinnen, ihre Fragen ans Meer – und ihre Erfahrungen mit gläsernen Decken.
Im Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMMH) wurde am Donnerstag die Foto-Ausstellung „Breaking the Surface. Frauen in der Meeresforschung“ feierlich eröffnet. Zur Vernissage kamen über 130 Gäste, darunter zahlreiche Nachwuchswissenschaftler:innen. Gezeigt werden elf Porträts von Forscherinnen aus dem norddeutschen Raum, die mit ihrer Arbeit die Ozeanografie prägen. Dazu zählen unter anderem Johanna Baehr von der Universität Hamburg, Antje Boetius, ehemals vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und Katja Matthes vom Geomar in Kiel. Sie alle eint die Neugier, die Leidenschaft für die Forschung und das Meer – und sie alle mussten gegen strukturelle Hürden ankämpfen.
Die Wissenschaftlerinnen leisten zentrale Beiträge zum Verständnis der Meere, sei es durch Klima-Rechenmodelle, Tiefseeforschung oder die Vermessung der Nord- und Ostsee. Ihre Forschung reicht von der Frage, wie sich die Atlantische Umwälzströmung auf das globale Klima auswirkt, bis hin zu biogeochemischen Kreisläufen, der Entwicklung des Meereises oder der Rolle des Ozeans als CO₂-Speicher. Ihre Erkenntnisse helfen, die komplexen Zusammenhänge zwischen Meer, Atmosphäre und Mensch zu entschlüsseln – und zeigen, was diese für künftige Generationen bedeuten.
„Wer sich hier auf eine Exkursion ins Neuland begibt, wird Interessantes und Lehrreiches erfahren“, sagte Jan Tersteegen, IMMH-Vorstand, zur Begrüßung. Die Ausstellung, ein Projekt im Rahmen der UN-Ozeandekade der Meeresforschung, zeigt aber nicht nur Forschung, sondern auch, was es bedeutet, sich als Frau in einem männlich dominierten Feld zu behaupten. So wurden in der Geschichte die Beiträge von Forscherinnen oft nicht anerkannt, vielen blieb der Aufstieg verwehrt. Bis heute erleben Frauen in der Wissenschaft Benachteiligung, Mansplaining und gläserne Decken.
Maryam Blumenthal, Hamburger Senatorin für Wissenschaft, erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass es zu Beginn eines Studiums oft noch relativ ausgeglichen zugeht, aber auf der Professur-Ebene in Hamburg nur etwa 35 Prozent Frauen vertreten sind. „Das ist zwar im Bundesvergleich ein hoher Frauenanteil, aber eben noch nicht die Hälfte der Gesellschaft.“ Die Ausstellung zeige auch die Barrieren, die Forscherinnen in ihrer Karriere überwinden müssen: „Vieles, was diese Frauen erreicht haben, hat es für ihre Nachfolgerinnen leichter gemacht.“
Die Initiative für die Ausstellung ging von Johanna Baehr aus. Sie war vor Jahren die erste Professorin für Physikalische Ozeanografie am Institut für Meereskunde der Universität Hamburg. Sie erzählte bei der Eröffnung davon, wie wichtig Netzwerke unter Wissenschaftlerinnen sind: „Wir haben uns gefragt: Wie haben wir es eigentlich geschafft, in der Meeresforschung zu bleiben? Und haben festgestellt: über Netzwerke. Diese Ausstellung soll eines davon sein.“
Die Porträts stammen von der Fotografin Marzena Skubatz. Sie inszeniert die Forscherinnen in Nahaufnahme: überlebensgroße Porträts, ohne Bühne, ohne Labor, ohne Schiff. Persönliche Schilderungen, ein historischer Überblick über Pionierinnen in der Meeresforschung seit dem 18. Jahrhundert und eine Videoinstallation von Gestalter Arved Lindau ergänzen die Bilder. Lindau hat sich künstlerisch damit auseinandergesetzt, welche Fragen die Forscherinnen noch ans Meer haben.
„Kriegen die Menschen noch die Kurve, das Meer zu schützen?“, fragt zum Beispiel Maren Voß vom Institut für Ostseeforschung Warnemünde. Oder: „Wie funktioniert Auftrieb im Detail?“, stellt Joke Lübbecke von der Universität Bremen in den Raum. Und Stefanie Arndt von der Universität Hamburg möchte noch unbedingt wissen: „Warum wird die Fläche des Meereises in der Antarktis kleiner, das Eis aber nicht dünner?“
Die Ausstellung Breaking the Surface. Frauen in der Meeresforschung ist noch bis Ende des Jahres auf Deck 7 des Internationalen Maritimen Museums Hamburg zu sehen. Die Porträts und ausführliche Interviews mit den Forscherinnen sind auch hier zu finden: www.breaking-the-surface.com